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28.06.2018

Gutartige Prostatavergrößerung: Neue Behandlung eines drängenden Problems

Prostata-Embolisation
Deutlich vergrößerte Prostata in der MRT-Untersuchung vor dem Eingriff. (Bilder oben)
Gefäßversorgung der Prostata während des Eingriffs (Kontrastmitteldarstellung in der digitalen Subtraktionsangiographie). Über einen dünnen Katheter werden gezielt kleine Kunststoffkügelchen in die Gefäße der Prostata gespritzt. Dies sorgt für eine Gefäßverstopfung und somit zu einer Unterversorgung der Prostata mit Blut und nachfolgend zu einer Schrumpfung der Prostata. Zusätzlich zur Kontrastdarstellung der Prostatagefäße wird die korrekte Katheterlage vor Gabe der Kügelchen noch durch eine während des Eingriffs durchgeführten CT-Untersuchung (cone beam CT) überprüft.

 

Eine der häufigsten Männerkrankheiten ist die gutartige Prostatavergrößerung. Diese benigne Prostatahyperplasie (BPH) – so der Fachbegriff – tritt vor allem im mittleren und fortgeschrittenen Lebensalter auf. Jeder zweite 60-Jährige ist davon betroffen, bei den 80-Jährigen sind es bereits 90 Prozent. Mancher merkt lange wenig von seiner BPH, in anderen Fällen verursacht die vergrößerte Prostata schon früh immer stärkere Beschwerden und muss behandelt werden. Durch die Vergrößerung der Prostata, die ringförmig um die Harnröhre direkt am Blasenausgang liegt, wird das Wasserlassen behindert: Harn kann nur in kleinen Mengen abgesetzt werden, die Blase immer weniger entleert werden. Dadurch steigt die Gefahr von Entzündungen und der Drang zum Wasserlassen nimmt ständig – auch nachts – zu, die Lebensqualität immer weiter ab. „Bei manchen unserer Patienten bestimmen die Blase und die Suche nach der nächstliegenden Toilette das Leben“, erklärt Dr. Sven Laabs, Chefarzt der Urologie im Elbe Klinikum Stade. 

„Zunächst werden die BPH-Patienten mit einer medikamentösen Therapie behandelt, wenn sich allerdings dadurch keine Besserung erzielen lässt oder die Symptome stärker werden, bleibt nur ein operativer Eingriff, um den Patienten wieder ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen“, erklärt der Chef-Urologe Laabs, der auch das Prostata-Zentrum Elbe-Weser leitet, in dem elf niedergelassene Urologen mit den Fachkollegen der Kliniken und den Radiologen, Onkologen sowie Strahlentherapeuten zusammenarbeiten, um gutartige wie bös- artige Prostata-Erkrankungen zu behandeln. 

Viele Verfahren 

Die Beseitigung dieser Beschwerden beschäftigt die Ärzte seit Jahrhunderten und führte im 16. Jahrhundert zur ersten minimalinvasiven Methode: Der französische Barbier und Chirurg Amboise Paré schnitt mit Hilfe von Instrumenten, die er durch die Harnröhre einführte, einen Tunnel durch das Prostatagewebe. Das war sozusagen der Vorläufer des heute als TransUrethrale Resektion der Prostata (TURP) durchgeführten Verfahrens. Dabei wird in Schlüssellochtechnik durch die Harnröhre Gewebe von der Prostata abgetragen, um das Organ so zu verkleinern, dass die verengte Harnröhre weiter wird und die Blase wieder besser entleert werden kann. Neben dieser Methode wurden noch eine Vielzahl weiterer Verfahren entwickelt. Mit Hitze, Kälte, Stents und Laserstrahlen bis hin zum Skalpell versuchen Urologen und Chirurgen, das Übel zu beseitigen. Das Ziel ist es, die Beschwerden möglichst komplikationslos und nebenwirkungsfrei zu beseitigen. Zu den Risiken zählten früher neben Infektionen Inkontinenz und Impotenz. 

Zwar sind die Methoden dank der präzisen Medizintechnik feiner geworden, die potenziellen Nebenwirkungen treten nur sehr selten auf, dennoch fürchten sich viele Patienten selbst vor den minimalinvasiven Eingriffen. Deshalb bietet das MVZ Klinik Dr. Hancken im Elbe Klinikum Stade in Zusammenarbeit mit den Urologen eine alternative Behandlung an: die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE). 

Der Radiologe und Chefarzt Dr. Kersten Mückner erklärt das Verfahren: „Bei der Prostata-Arterien-Embolisation gehen wir unter Röntgenkontrolle mit einem feinen Katheter über die Leistenarterie in die Prostata-Arterie und setzen dort kleine Mikrokügelchen frei, die in einem bestimmten Areal die Blutgefäße in der Prostata verschließen und dadurch zum Untergang von Gewebe führen. Dadurch wird die Prostata verkleinert und die Verengung der Harnröhre behoben. Diese Methode ist schmerzfrei und kann unter lokaler Betäubung durchgeführt werden.“ Der Vorteil dieses Eingriffs liegt darin, dass keine kritischen Organe wie Blase und Harnröhre verletzt werden können. Außerdem wird dem Patienten eine Operation mit Vollnarkose und mehrtägigem Krankenhausaufenthalt erspart. 

Elegante Methode 

In anderen Ländern wird diese alternative Methode längst praktiziert, in Deutschland wurde sie Anfang des Jahres offiziell zugelassen – allerdings mit einigen Auflagen: Die PAE darf nur bei Patienten durchgeführt werden, die die Familienplanung abgeschlossen haben, nicht an Arteriosklerose leiden und sich ausdrücklich gegen einen anderen operativen Eingriff ausgesprochen haben. Chefradiologe Dr. Mückner hat diese Eingriffe bereits erfolgreich durchgeführt. Die Patienten konnten zwei Tage nach dem Eingriff das Krankenhaus verlassen, die Beschwerden nahmen kontinuierlich ab, sie konnten bald wieder selbst über ihr Leben und die Organisation ihres Alltags bestimmen. co 

Weitere Informationen erhalten Sie per Email unter gefaesszentrum@gefaesszentrum-elbe-weser.de

telefonisch unter 
MVZ Klinik Dr. Hancken im Elbe Klinikum Stade,

Tel.: 0 41 41/97 1551

und im Prostatazentrum Elbe-Weser, Tel.: 0 41 41/97 1500